Jein zu Ja und Amen
Es ist
Dezember zweitausendundneunzehn,
und
übermorgen da werden wir ihn sehen.
Den
Weihnachtsmann? - Vielleicht.
Das
Christkind? - Vielleicht.
Knecht
Ruprecht? - Ich hoffe nicht.
Nein,
übermorgen sehen wir ganz bestimmt das Licht.
Das Licht,
den Schimmer, den Weihnachtsglimmer.
Ich wette,
heute denken wir alle schon an übermorgen, geborgen bei Tanne und Geschenk.
Ist ja klar,
was ist schon ein 22. Dezember, ein 4. Advent,
gegen den
Tag an dem jedes Herz brennt.
Brennt und
hüpft und Purzelbäume schlägt und springt.
Der 4.
Advent ist doch nur der letzte Sonntag an dem man ein letztes Mal singt:
Wir sagen
euch an den lieben Advent…
Ja seht die
vierte Kerze brennt, wir haben es bald geschafft!
Irgendwie
blöd, dass da so eine Lücke klafft.
Zwischen
heute und übermorgen, zwischen Advent und Heiligabend.
Kaum ist er
dann da und Oh du fröhliche wird gesungen
ist der
Advent auch schon wieder verklungen.
Alle jubeln
und sagen laut JA!
Weihnachten
ist endlich da!
Doch Nein,
heute ist es noch nicht so weit.
Denn Nein,
es ist noch nicht alles bereit.
Das Warten
hat einfach immer noch kein Ende, sie ist noch nicht da,
sie die
große versprochene Zeitenwende.
Die neue
Zeit ist schon ganz nah, ich kann sie schon sehen,
fast riechen
und fühlen, und schmecken und hören.
Doch Nein,
ich lasse mich noch nicht betören.
Wenn ich
heute hier stehe und euch etwas sage,
dann ist sie
mal wieder komplizierter die Lage.
So viele
Texte und so viele Themen und so viel zum ernst nehmen.
Denn Nein,
heute gibt es noch nicht „Es geschah aber zu der Zeit.“
Denn Nein,
wir sind noch nicht so weit.
Wir sind
noch bei Maria und dem Engel und dem großen dicken Bauch.
Wir sind
noch bei Elisabeth und Psalm 102 und ja auch…
Auch sind
wir mal wieder bei Paulus und einem seiner Briefe,
dieses Mal
nach Korinth, wo die Menschen ein wenig unsicher sind.
Unsicher was
sie denn nun glauben sollen oder auch nicht und wessen Bericht
Denn nun stimmt.
Der von Paulus, oder was man sonst noch so von anderen vernimmt?
Soll man
sagen JA! Christus ist der Herr.
Soll man
sagen NEIN? Es ist ein anderer wer?
So sitzen
sie da in Korinth und grübeln und denken und streiten und lassen sich
verleiten:
Sollen wir’s
wirklich glauben oder lassen wir es lieber sein?
Jein…
Sollen wir’s
wirklich glauben, oder lassen wir es lieber sein?
Jein...
Ich muss ja
zugeben Paulus ist nicht immer mein Freund,
schon gar
nicht mein bester, aber manchmal da fetzt er.
Da sitzen
die nun in Korinth und winden sich und fragen
und grübeln
zwischen Ja und Nein und dann kommt Paulus herein.
Mit seinen
Freunden und seiner Botschaft und den Worten mit unglaublicher Kraft.
Kraftvoll
schreibt er an die Jein-Sager in Korinth:
Alles was wir
euch sagen, stimmt.
Alles was
wir euch erzählen über Gott und Jesus seinen Sohn ist so -
denn Gottes
Sohn war nicht Ja und Nein zugleich, sondern er ist das Ja in Person.
Das Ja in
Person!
Das ist er
der Gottessohn.
So klar sagt
Paulus das und jedes Jein sollte verklingen
und alle
sollten den Status des JA erringen.
Und nicht
nur des JA, nein in seinem Namen sagen wir dann auch bitte: Amen.
Ja und Amen,
Amen zum Ja.
Alles klar?
Klar
natürlich wir sagen einfach Ja und Amen
und dann
können wir uns laben an Weihnachten und brennenden Herzen.
Ja und Amen.
Amen und Ja.
Nein,
Moment, ich finde es ist noch nicht alles klar.
Zu was soll
ich denn Ja und Amen sagen?
Zu allem,
was wir heute im Gottesdienst gehört haben?
Da war doch
die Rede von einer Frau, die mit keinem Mann schläft und dann schwanger wird,
dazu kann
ich nicht Ja und Amen sagen, da wäret ihr wohl auch verwirrt - wenn ich das
täte.
Ich bin ja
nicht von gestern und ihr auch nicht,
nein da üben
wir im Ja und Amen sagen gerne Verzicht.
Und wie ist
das mit dem Psalm und damit, dass alle nur dem einen Gott dienen?
Ja, ich sehe
an euren Mienen - da sagen wir wohl auch nicht Ja und Amen.
Sonst würden
sie wohl kommen, die Dramen.
Gerade hier
bei uns in Remberti, einfach Ja und Amen sagen, das gabs hier noch nie.
Und so
streiten sich Ja und Amen mit unsern Gewissen.
Und ob ihrs
glaubt oder nicht, ich will das nicht missen.
Das Zweifeln
und Fragen und Hadern und auch mal Nein sagen.
Nein ich
glaube nicht alles, was da steht.
Nein Paulus
tut mir Leid, so sehr du es auch versuchst, das geht - nicht immer.
Wir müssen
das tun und wie die Menschen in Korinth grübeln und denken und streiten
und lassen
uns verleiten:
Sollen wir’s
wirklich glauben oder lassen wir es lieber sein?
Jein…
Sollen wir’s
wirklich glauben, oder lassen wir es lieber sein?
Jein...
Ich schätze
jetzt ist das schon mal geklärt, das Nein sagen bleibt hier niemandem verwehrt.
Und auch
Jein sagen ist immer mal erlaubt, solange das nicht wichtige Entscheidungen
raubt.
Ja und Amen
Sager wollen wir nicht sein -
Doch schauen
wir noch einmal bei Paulus rein.
Ist es das
was er da meint?
Nein, mir
scheint…
Ich bin
natürlich nicht Paulus, doch wenn ich das so lese, habe ich da eine andere
These.
Nicht zu
allem soll man Ja und Amen sagen.
Nicht zu
allem und jedem nicken und schweigen.
Aber diese
eine Sache, die will Paulus zeigen.
Diese eine
Sache, die ist ihm wichtig.
Da darf niemand
sagen: Ach das ist nichtig
und
interessiert mich nicht die Bohne.
Zumindest
nicht, wenn er sich Christ oder Christin nennt - und das tun und wir ja
zweifelsohne.
Wenn du da
nicht mitgehst, dann verpasst du, was sagt Paulus zu uns allen.
Tut mir den
Gefallen und denkt einmal zurück, an das eine Glück,
das Gott uns
immer wieder verspricht:
Das Licht.
Die Hoffnung.
Die Liebe.
Die Kraft.
Mit der man
sein Leben besser schafft.
Besser leben
kann, besser schlafen kann, besser trauern kann, besser ich- und wir- sein
kann.
Gott
verspricht und macht es wahr.
Und jetzt
sind wir endlich wieder da.
Im Advent
und bei übermorgen.
Wir sind da
und geborgen.
Geborgen
weil da einer ist, der sagt JA!
Ich bin für
euch da.
Ich beweise
es euch und sende ein kleines Kind
mitten im
nirgendwo mitten im Nichts mitten im Dunkeln mitten in der Nacht.
Die Liebe
sie erwacht.
Da im nirgendwo,
im nichts, im dunkeln in der Nacht.
Gott sagt
Ja!
Ich mache es
wahr!
Was ich
versprochen, habe ich noch nie gebrochen.
Was ich euch
sage, dazu stehe ich.
Ich sehe
dich und dich und dich und dich.
Ich sende
euch den, den ich meinen Sohn nenne.
Ich sende
ihn und sage: Brenne!
Brenne
kleines Herz, brenne kleiner Mensch, brenne für die Welt,
für Frieden,
für Liebe, für Neues und Revolution.
Du mein
Sohn.
Mein Licht.
Mach es hell
und vergiss niemanden nicht.
Ja und Amen.
Amen und Ja.
Ganz klar.
Zu diesem Liebesbrief
an uns sagen wir: Ja!
Zu dieser
Tat, diesem Versprechen, dieser Hoffnung ganz klar: Ja!
Ja und Amen.
Amen und Ja.
Da ist kein
Jein.
Kein
Zweifeln kein Hadern und Grübeln.
Niemand soll
es uns verübeln.
Übermorgen
ist Weihnachten,
endlich ist
es soweit.
Ich bin
bereit.
Und ich
wünsche euch, ihr seid es auch.
Mit Kribbeln
im Bauch und Ja im Herzen und einem Amen auf den Lippen.
Es ist nur
noch ein Fingerschnippen -
Dann ist er
da.
Er der es
schon immer war.
Und sein
wird.
Und ist.
Wir hätten
ihn sonst schließlich sehr vermisst.
Und jetzt
ist mal Schluss und Ende und wieder Singen und Freuen und Jubeln und na klar:
Amen und JA!
Gehalten am 22.12.2019
Kommentare
Kommentar veröffentlichen