Mein Augenblicksbekenntnis
Ich glaube. Ich bekenne mich.
In diesem Augenblick. In diesen
Sekunden.
Aus vollem Herzen und mit aller meiner
Kraft.
Denn so soll ich meinen Gott lieben. Und
so tue ich es.
Ich glaube aus vollem Herzen.
An den, der da war, der ist und der da
kommt.
So sehr die Vernunft auch dagegen
spricht. So sehr die Welt dagegen spricht.
Naturkatstrophen, Machtgier, Gewalt,
tödliche Unfälle, sterbende Kinder.
Es ist unerklärlich, mir selber ist es
nicht klar.
Woher er kommt. Dieser Glaube. Dieses
Gefühl tief in mir. Irgendwo zwischen Herz und Bauch. Irgendwo da, wo es sich
zusammenzieht wenn ich Angst habe.
Wo es flattert, wenn ich mich verliebe.
Irgendwo da, wo ich denke, dass meine
Seele wohnt. Mein Ich.
Ich, Hannah. Ich glaube. Und kann es mir
nicht erklären.
Warum ich so überzeugt bin von den
Geschichten des Gottes im Buch der Liebe.
Von den Geschichten, die mich so oft
aufregen. Die alle so ja wahrscheinlich gar nicht geschehen sind. Die
patriarchalisch und gewaltsam sind.
Die alle so unlogisch sind.
Ja unlogisch! Glauben ist unlogisch!
Ich glaube schließlich daran, dass da
ein Mann erst hingerichtet wird und dann wieder lebt. Irgendwie lebt. Ich weiß
nicht genau wie. Aber ich glaube es. Ja wirklich! Dass da mehr ist, als das,
was ich sehen kann. Mehr als alles, was ich mir vorstellen kann. Mehr als Logik
und Vernunft und Wissen.
Ich habe studiert um darüber reden zu
können. Ich habe studiert und weiß so viel über die Entstehung der Bibel. Über
Theorien und komplizierte Gedanken Konstrukte wie Glauben denn zu verstehen
sei. Lange Jahre habe ich gelernt und gedacht um Worte für das Unsagbare zu
finden.
Und jetzt stehe ich hier und rede mich
doch wieder um Kopf und Kragen.
Weil es eben nicht geht. Den Glauben nur
im Kopf zu haben. Erklären zu wollen. Systematisieren zu wollen.
Glauben ist mehr und tiefer und
persönlicher als alles andere.
Für jeden und jede von uns.
Wir bekennen uns zu Gott und Jesus und
der heiligen Kraft Gottes.
Und alles dazwischen und dahinter und
mittendrin füllen wir aus, ganz persönlich.
Wir alle haben unser
Augenblicksbekenntnis.
Meins geht so:
Ich glaube.
Ich bekenne mich.
Zu dem oder der, da irgendwo tief in mir
und hoch über mir und ganz nah neben mir.
Zu Gott.
Ich bekenne mich zum zerrissenen roten
Vorhang. Dreimal klingeln und dann geht es wieder los.
Ich bekenne mich zu Gänsehaut,
Herzklopfen, Angstschweiß, Zähneklappern, nach Luft schnappen, durchdrehen, zu
Boden gehen.
Ich bekenne mich zu Taschentüchern und
salzigen Tränen.
Ich bekenne meine Sehnsucht nach Glitzer
und mein Feuerwerk im Bauch.
Ich bekenne mich zur Hoffnung wenn das
eigene Kind fast stirbt.
Ich bekenne mich zur Umarmung wenn es
sonst keinen Halt mehr gibt.
Ich bekenne mich zu Kraft und Energie
aus alten vertrauten Worten.
Ich bekenne mich zu Liebe aus vollem
Herzen und all meiner Kraft.
Ich bekenne, dass ich keine Ahnung habe
und sehr überzeugt bin.
Ich bekenne, dass ich glaube.
Amen.
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