Guter Grund

Was ist ein guter Grund?

Gute Frage!

Kommt wahrscheinlich ganz darauf an, wen man fragt.

Ein Architekt würde wohl sagen: Anorganischer Boden: Sand, Kies und Fels.

Eine Gärtnerin würde wohl sagen: Nährreiche Erde.

Ein Aquariumsbesitzer würde wohl sagen: Bioaktiver Grund: Sand, Kies und Tongranulat.

Und Paulus würde sagen: Jesus Christus.

Moment mal. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Vermischst du gerade nicht Kategorien?

Grund ist doch nicht gleich Grund!

Oder?

Ihr seid Gottes Ackerland – oder besser: Gottes Bauwerk.

Weil Gott mich in seiner Gnade dazu befähigt hat, konnte ich als weiser Bauleiter das Fundament legen.

Jetzt baut ein anderer darauf weiter.

Aber jeder muss aufpassen, wie er weiterbaut.

Denn niemand kann ein anderes Fundament legen als das, das schon gelegt ist.

Und das ist Jesus Christus.

Das sagt Paulus. Damals vor fast 2000 Jahren hat er es aufgeschrieben für die Menschen in Korinth. Die ein bisschen verwirrt waren und den Grund nicht mehr so richtig verstanden. Viele kamen damals zu ihnen und erzählten Geschichten von Jesus oder anderen Gestalten, an die sie glauben sollten.

Wer hatte den nun Recht? Wem sollten sie glauben? Und aus welchem Grund?

Das stellt Paulus darum ein für alle Mal klar! Ihr glaubt an Jesus. An die frohe Botschaft. Sie ist der Spatenstich und das Fundament. Und das ist ein guter Grund, nein, es ist der Beste!

Für das Leben und für danach.

Darauf könnt ihr bauen, wie der Architekt auf Sand und Fels. Wie der Gärtner auf nährreichem Boden und der Aquariumsbesitzer auf seinem Tongranulat.

Jesus ist ein guter Grund!

Soweit so klar. Oder auch nicht.

Das lässt sich so einfach sagen: Jesus ist ein guter Grund. Das Fundament des Lebens. Das Fundament des Glaubens. Klingt schön, aber auch nur auf den ersten Blick.

Woran merke ich das denn? Und was genau heißt „Jesus ist das Fundament“?

Jesus ist schließlich kein Stein, der mir vor die Füße gelegt wird. Dieses Fundament ist unsichtbar - woher weiß ich, dass es mich tragen wird? Dass ich das Leben darauf aufbauen kann?

So einfach geht das nicht Paulus. Finde ich zumindest.

Einen wirklich guten Grund brauche ich. Brauchen wir. Brauchen Lilly und Johanna.

Denn sie wollen wirklich ja sagen heute zu diesem Fundament und sich taufen lassen.

Also nochmal genauer. Ich will da nachhaken.

Was braucht ein guter Grund? Was ist so ein guter Grund? und, wenn das geklärt ist: Ist Jesus ein guter Grund?

 

Erster Schritt: Was braucht ein guter Grund?

Zunächst einmal scheinen sich ja alle einig zu sein, dass ein guter Grund fest sein muss. Belastbar sein. Viel aushalten. Es muss die Möglichkeit geben weiterzubauen und auch mal zu renovieren. Vielleicht auch mal alles bis auf die Grundmauern abzureißen und neu anzufangen.

Wurzeln müssen in den Grund geschlagen werden können und eine Blüte muss sich frei entfalten können. Nährstoffreich muss er sein.

Das alles lässt sich schon auf ein Leben übertragen, finde ich. Ein Leben voller Möglichkeiten, das aber auf einem festen Grund stehen will. Für Halt und ein sicheres Gefühl. Und für Freiheit und Eigenständigkeit. Ein Leben, das ich Lilly und Johanna und uns allen wünsche.

Der gute Grund fürs Leben muss ganz schön viel sein und ganz schön viel bieten.

Darum also der zweite Schritt: Was kann so ein Grund sein?

In der Uni hatte ich einen Professor, bei dem hätte man sehr gut ein Trinkspiel spielen können. Oder Bingo. Denn er sprach immer wieder von denselben Begriffen. In jeder Vorlesung, in jedem Seminar, in jedem Artikel von ihm wimmelt es von diesen zwei Worten: Sinn und Sinnangebot.

Wilhelm Gräb, so heißt er, beschreibt damit genau diesen Grund. Etwas, was alle Menschen brauchen, so sagt er. Jeder und jede von uns braucht Sinn. Einen Grund warum wir etwas tun. So oder so handeln. So oder so entscheiden. So oder so glauben. So oder so nicht glauben.

Damit unser Leben sinnvoll ist. Denn Sinnlosigkeit ist für uns alle schwer auszuhalten.

Wir müssen uns aber für einen Sinn entscheiden. Vielleicht auch für mehrere. Oder mal für einen und dann für den anderen. Egal wie, wir brauchen einen Sinn.

Und da kommen dann die Sinnangebote um die Ecke.

Früher gab es nicht besonders viele. Da gab es die Religion und den König oder Kaiser vielleicht noch. Dann kam die Neuzeit. Das Angebot den Sinn im Menschen zu suchen, im Kapitalismus, im Feminismus, im Nationalsozialismus, in der Naturwissenschaft. Und noch viele mehr.

Religion ist schon lange nur noch ein Sinnangebot unter vielen sagt Gräb.

Viele entscheiden sich dagegen und für ein anderes Angebot.

Und das ist ihr gutes Recht!

Doch was bleibt ist: Wir alle brauchen Sinn.

Einen Grund zum Leben. Der uns Halt gibt und eine Grundlage für unser Handeln, unsere Gedanken, unser ganzes Sein.

Und Religion kann dieser Sinn sein.

Was zum dritten und letzten Schritt führt: Schafft Jesus das? Ein guter Grund fürs Leben zu sein?

Jesus alleine wahrscheinlich nicht. Was Paulus meint, wenn er von Jesus spricht ist natürlich viel mehr als der Mensch, der wahrscheinlich gelebt hat. Paulus meint die Botschaft, die an Jesus hängt: der Glauben an einen Gott, der nicht nach dem Tod endet. Der Glaube an eine Liebe, die größer ist als alles, was wir uns vorstellen können. Der Glaube an eine Hoffnung, die aus all den Geschichten des Alten und neuen Testaments entstehen kann.

Ist dieser Glaube, den wir christlich nennen, ein guter Grund fürs Leben?

Wäre schon komisch, wenn ich jetzt Nein sagen würde. Will ich auch gar nicht. Doch was ich jetzt sage, kann nur ich sagen. Ich kann nur von mir sprechen. Glaube ist so verschieden und inidivuell. Ihr wisst wie euer Grund aussieht, wie ihr in beschreiben würdet.

Für mich ist dieser Glaube ein guter Grund fürs Leben.

Es ist für mich DER Grund, DER Sinn, DAS Fundament.

Weil es sich für mich genauso anfühlt, wie ein Grund der immer da ist. Komme was wolle.

Weil ich glaube, dass es nach dem Tod weitergeht habe ich vor ihm weniger Angst und kann Menschen ehrlich beerdigen. Weil ich glaube, dass wir so wie Jesus gerecht handeln können, habe ich den Mut es zu versuchen. Weil ich glaube, dass es immer Hoffnung gibt, kann ich Niederlagen aushalten und weitermachen.

Und mein Grund hat immer mal wieder Risse. Oder auch ganze Schluchten.

Wenn ich den Grund nicht verstehe warum eine junge Frau an Krebs sterben muss. Den Grund nicht sehe warum Menschen meinen auf andere schießen zu müssen. Wenn sich mir der Grund nicht erschließen will, warum Menschen einer Hautfarbe meinen besser zu sein als andere.

Dann frage ich mich wie das sein kann?

Wenn doch der Grund auf den ich mein Leben baue ganz andere Dinge fordert.

Wenn der Sinn doch in Liebe und Gerechtigkeit bestehen soll, so platt das auch klingt.

Und auch wenn es diese Risse und Schluchten gibt. Wenn der Grund mal fast verschwindet.

Er ist da, unsichtbar und dann wieder sichtbar. Mal mehr, mal weniger.

Doch immer da.

Genau dieser Grund ist es, den ich euch heute mitgeben möchte liebe Lilly und liebe Johanna. Wenn ihr gleich getauft werdet. Ihr bekommt diesen Grund geschenkt, einen Sinn fürs Leben. Und er wird nicht immer perfekt sein. Wie ihr, so hat auch er seine Macken und Schwächen. Er wird mit euch wachsen. Mit euch scheitern und mit euch Erfolg haben.

Wenn ihr es wollt kann der Glaube an Gott der Grund in eurem Leben sein. Der nie ganz wegbricht, es sei denn ihr wollt es.

Wenn ihr gleich getauft werdet, dann bekommt ihr ein Versprechen:

Das Versprechen nie grundlos zu sein.

Und was ihr dann damit macht, das geht nur euch und Gott etwas an!

Also ja, wenn ihr mich fragt ist Jesus, ist der Glaube an den christlichen Gott ein guter Grund fürs Leben. Ich stimme Paulus zu.

Denn dieser Glaube gibt das Versprechen:

Ihr seid nie grundlos!

 

Amen. 

 

Gehalten am 30. August 2020

Über  1. Korinther 3,9-17

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