Es ist kompliziert...

 Wieso, weshalb, warum?

Wer nicht fragt bleibt dumm. 


Das weiß er, dieser Nikodemus. Der doch eigentlich vom Namen her ein Sieger ist. Sieger des Volks bedeutet sein Name und jetzt sieht er so gar nicht wie ein Sieger aus. Ein einfaches Kompliment hat er Jesus gemacht. Hat sich getraut zu ihm zu gehen und zu sagen, was er glaubt zu wissen: Du bist Jesus, von Gott gesandt zu uns. Mitten in der Nacht kommt er dieser Mensch und traut es sich zu sagen.

Und dann kommt Jesus und macht alles wieder kompliziert. 


Anstatt zu sagen: Danke Nikodemus. Ich freue mich, dass du mit mir und Gott am Traum von der Welt arbeiten willst, fängt er an über Geburten zu reden. Ja, genau über Geburten und da guckt Nikodemus genau so verwirrt wie wir jetzt. 


Jesus sagt: Nur wenn jemand neu geboren wird, kann er das Reich Gottes sehen. 


Wieso, weshalb, warum Jesus?

Wie kommst du jetzt darauf? 


Fragt sich Nikodemus und fragen wir uns. Jesus muss es eben wieder kompliziert machen. Und wenn man etwas nicht versteht, sollte man nachfragen. Also los Nikodemus, wer nicht fragt bleibt dumm:


Wie kann denn ein Mensch geboren werden, der schon alt ist? Man kann doch nicht in den Mutterleib zurückkehren und ein zweites Mal geboren werden!


Ach Nikodemus du bist ja auch irgendwie süß. Hast du denn noch nicht gehört, dass Jesus gerne in Bildern spricht? Natürlich kann ein Mensch nicht neu geboren werden. Also nicht in Echt nochmal, mit Wehen und Plazenta und Nabelschnur. Jesus redet hier mal wieder etwas verklausuliert. Aber er wäre ja auch nicht Jesus, wenn er nicht entklausulieren würde. Falls man das so sagen kann. 


Doch hilft uns das weiter? Diese Antwort von Jesus, dass wir vom Geist neu geboren werden, der weht allerdings wo er will und bleibt ein unvorhersehbares Rauschen. 

Und überhaupt sagt er:  


Das, was wir wissen, davon reden wir.

Und das, was wir gesehen haben, das bezeugen wir.

Aber das, was wir bezeugen, nehmt ihr nicht an.

Ihr glaubt mir schon nicht, wenn ich zu euch von weltlichen Dingen spreche.

Wie werdet ihr mir dann glauben, wenn ich zu euch von himmlischen Dingen rede?«


Wieso, weshalb, warum?

Wer nicht glaubt bleibt dumm. 


Überspitze ich jetzt mal diese Aussage von Jesus. Ganz schön vorwurfsvoll klingt das, was er Nikodemus da mitten in der Nacht sagt und eben so überhaupt nicht klar. 


Armer Nikodemus, du kannst einem Leid tun. Warum muss es denn so kompliziert sein? 

Und eigentlich kannst nicht nur du uns Leid tun, sondern wir uns auch. Diese Antwort Jesu gilt ja nicht nur Nikodemus, vor allem wurde sie wohl eher für uns aufgeschrieben. Für uns, die wir der Idee Jesu folgen und zusammen eben am Traum vom Reich Gottes arbeiten. Wir  müssen mit dieser komplizierten Sache von neugeboren werden durch den Geist klarkommen. Und den vielen anderen komplizierten Sachen, die Jesus uns mitgegeben hat. 


Wir müssen uns anhören:


Ihr glaubt mir schon nicht, wenn ich zu euch von weltlichen Dingen spreche.

Wie werdet ihr mir dann glauben, wenn ich zu euch von himmlischen Dingen rede?


Fast schon trotzig klingt diese Frage. Und ist das überhaupt eine Frage, ist es nicht eher eine rhetorische Frage? 


Und doch ist es genau diese Frage, die mich anspricht. Die etwas in mir zum klingen bringt.


Denn eigentlich wollte ich ja heute gar nicht über Geist-Geburten und Nikodemus reden, sondern über die Trinität. Die Dreifaltigkeit, die Dreieinigkeit. Das Zusammenspiel von Gott, Jesus und dem heiligen Geist.

Heute ist schließlich Trinitatis, es ist meine Aufgabe heute mit euch über die Trinität zu reden. 


Und dann kam dieser Nikodemus dazwischen mit seinen Fragen und Jesus mit seinen komplizierten Antworten. Und irgendwie ist die Trinität ganz schön weit weg gerutscht. 


Dachte ich. 

Und ist sie eigentlich doch gar nicht. 

Und das ist ja das Faszinierende, sie ist immer da. 


Immer wenn Jesus da ist. 

Immer wenn Gott da ist.

Imme wenn der Geist da ist. 


Sie sind ja alle da in diesem Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus. Alle drei, so kompliziert wie sie eben zusammengehören. So verschieden und untrennbar und eben irgendwie immer zusammen als Verbindung. Selbst wenn sie einem gar nicht so offen entgegentreten. Wenn die Überschrift nicht heißt: Nikodemus und die Trinität.

Sie sind alle drei da im Text:


Gott hat Jesus gesandt. 

Jesus wirkt auf Erden für das Reich Gottes.

Der Geist weht wo er will und schafft Menschen neu. 


Alle drei da. Verschieden und doch zusammen. Ohne, dass es extra betont werden muss sind die drei immer zusammen in der Rede von Gott.


Und das ist erst recht kompliziert. 

Nicht nur für Nikodemus und uns. Das war schon immer kompliziert.


Um mit Jesus zu reden: Weltlich haben es schon so viele versucht. Die Frage der Drei aufzudröseln, Bilder zu finden. Haben sich die Köpfe heiß geredet und sie beinahe eingeschlagen. Beziehungsweise haben es wirklich. Haben sich gegenseitig den Glauben abgesprochen, sich in verschiedene Glaubensrichtungen gespalten und keinen Kompromiss geduldet. 

Bis heute ist die Frage der Trinität kompliziert und bringt Theologen und Theologinnen in Erklärungsnöte und Streitereien. 


Immer geht es um die Frage: Wie gehören die drei zusammen? Gott, Jesus und Heiliger Geist. Oder wie eben auch nicht? 

Wer war da jetzt zuerst? Wer gehört zu wem? Sind sie alle Gott? Wenn Gott doch nur einer ist?


Ja, es ist verdammt kompliziert. 


Ein bisschen wie bei der Frage nach Henne und Ei. Könnte man sich auch drüber die Köpfe einschlagen.

Aber wisst ihr was? Machen wir nicht.

Haben wir gelernt. Das bringt ja nichts. Denn weder die Henne noch das Ei werden es uns je verraten. 


Und ebenso werden es die drei es uns nie verraten. Gott, Jesus und der Geist.

Denn sie sind ein himmlisches Ding.

Und wie Jesus es selber so schön zu Nikodemus sagt:

An himmlische Dinge können wir nur glauben. 

Verstehen ist hier vielleicht einfach die falsche Kategorie.

Wenn ihr mich fragt jedenfalls. 


Denn das, was wir wissen, davon reden wir.

Und das, was wir gesehen haben, das bezeugen wir. Aber das, was wir bezeugen, nehmt ihr nicht an. 


Wieso, Weshalb, Warum?

Wer nicht fragt bleibt dumm. 


Stimmt. Nur manchmal können wir auch zu viel fragen. Besonders in Glaubensfragen. Uns immer weiter in komplizierte Antworten verstricken und am Ende verwickelt dastehen und den Anfang vom roten Faden nicht mehr finden. So wie der arme Nikodemus, der am Ende mit Jesus komplizierten Antworten aus dem Gespräch gehen muss. 


Gehen muss und darf. 


Es ist verdammt kompliziert. 

Und es ist auch einfach fantastisch. 


Fantastisch nennt die Pastorin und Autorin Birgit Mattausch die Trinität. 

Warum denn nicht einfach diese Vielfalt feiern? Diese Mannigfaltigkeit unseres Gottes fantastisch finden, anstatt darüber zu grübeln bis zur Verzweiflung? Und selbst das eigene ganz persönliche Gottesbild daraus fantastisch werden lassen? 


Birgit Mattausch beschreibt die fantastische Trinität für sich so:

Gott als Ort, von dem wir herkommen und zu dem wir zurückkehren.

Jesus als der, der weiß wie der ganze Scheiß auf Erden hier ist.

Und die belebende Geisteskraft, die uns in Beziehung zueinander bringt.


Und das ist eine Beschreibung der Trinität. 

Sie ist nicht richtig oder falsch. 

Sie ist eins im Kaleidoskop des Glaubens an unseren Gott.

Es gibt noch zig andere.

Meine zum Beispiel lautet:

Schöpfer, du Gott über uns.

Jesus, du Gott neben uns. 

Kraft, du Gott in uns.


Und hier sitzen grad bestimmt ganz verschiedene und fantastische. 

Und davon ist keines besser oder schlechter als ein anderes. 


Jesus sagt es uns doch so deutlich:

Himmlische Dinge können wir nur glauben, wir werden sie nie ganz verstehen.

Es bringt nichts, wie man es jahrhundertelang versucht hat, richtig oder falsche Vorstellungen festzuschreiben.


Das lässt Gott gar nicht zu.


Der Geist weht eben wo er will und wie genau es sich anfühlt neu geboren zu werden können wir nur selbst sagen.

Die Trinität ist das beste Beispiel, dass Gott rätselhaft bleiben will.

Kompliziert und fantastisch zugleich.

Dreimal in einem. 

Ein Kaleidoskop eben. 


Wieso, weshalb, warum?

Wer nicht fragt bleibt dumm. 


Und so hat Nikodemus mich doch zur Trinität gebracht.

Wie es jede Rede von über und mit Gott automatisch tut. 

Daran musste ich mich wohl wieder erinnern. 


An diesen fantastischen Gott. 

Drei in einem. 

Rätselhaft. 

Henne und Ei zugleich. 

Himmlisches Ding eben. 


Amen. 


gehalten am 30. Mai 2021

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