1,2,3 schwupps bei…
1,2,3 schwupps bei…
Ich habe mal gehört.
Ja ich weiß, so fangen die guten und vor allem wahren Geschichten an.
Ich habe mal gehört, fragt mich nicht von wem und nagelt mich nicht fest. Also das halt schon gar nicht, so von wegen Kreuz und so, aber zurück zu dem, was ich mal gehört habe und für keinerlei Richtigkeit gerade stehe hier und sowieso sind alle Angaben ohne Gewähr, da mit ä und das ohne.
Ich habe mal gehört, und wenn ich mich jetzt rechte erinnere von meinem Papa, der unglaublich gerne sehr überzeugt Geschichten erzählt, also von dem habe ich folgendes gehört:
Es braucht nur drei Menschen auf der Welt, bis man irgendeinen Menschen auf dieser großen und weiten Welt kennt.
Also du kennst den und der kennt den und der kennt wiederum die und die den und dann zack, kennst du Hugo aus Australien.
Verstanden? Ja, nein, vielleicht?
Also als ich meinem Mann von dieser Textidee erzählt habe, hat er ja auch nur gesagt: Hä?
Also nochmal für euch und für meinen Liebsten: Wenn Markus aus Osnabrück den Pablo aus Barcelona kennt, weil die mal zusammen Erasmus gemacht haben in England. Dann kennt Pablo wiederum die Uschi aus Wisconsin, weil die mit ihrer Reisegruppe in England war und Pablo ihr so nett den Weg erklärt hat. Uschi wiederum kennt Angela, die in Wisconsin Au Pair war bei der netten Nachbarsfamilie. Und Angela war natürlich auch schonmal mit dem Backpack in Australien und hat da Work and Travel gemacht und bei ihrer Arbeit in einer Auffangstation für Känguruh-Babys, da hat sie halt mit Hugo aus Australien kleine Känguruh-Babys mit der Flasche gefüttert.
Von Markus aus Osnabrück bis zu Hugo aus Australien braucht es also nur drei Menschen, deren Wege sich einmal gekreuzt haben und schwups bis du vom Löwenpudel am anderen Ende der Welt angelangt.
1,2,3, schwups bei… Hugo.
So und wenn nun auch Känguru Babys wirklich sehr süß sind und Australien bestimmt ein wunderschönes Land, ich war ja noch nie da, ich kann das nur sagen, weil ich das auch mal gehört habe, auf jeden Fall stellt euch doch jetzt mal vor, wo wir heute in diesem Raum, also besser zu wem wir alles kommen könnten.
Osnabrück ist ja ganz schön und wir alle bestimmt auch super spannende Menschen. Aber jetzt stellt euch doch mal vor, wen wir alles treffen könnten! Welche Berühmtheiten, welche schönen und reichen Menschen, welche klugen Menschen vielleicht auch. Was wir alles fragen könnten und lernen und Selfies machen mit wichtigen Menschen. Über nur drei kleine Kreuzungen des Weges mit anderen Menschen.
Also egal bei wem ich anfange und ich fange jetzt einfach mal hier vorne an, ich bin nämlich kurzsichtig und euch hier in der ersten Reihe sehe ich am Besten und wenn man nicht mitmachen will, dann sollte man sich sowieso niemals in die erste Reihe setzen, also Pech gehabt hier vorne, und Achtung es geht los:
1,2,3 - schwups bei… Taylor Swift.
Also nicht auf einem der großen Konzerte, nein so richtig bei ihr zuhause. Wo auch immer sie wohnt, so genau weiß ich das nicht, aber ich habe gehört es soll sehr schön da sein. Also schwups bei Taylor Swift in ihrem schönen zuhause, neben ihren Katzen, denn die soll sie auch haben, hab ich gehört. Vielleicht gibt es ein kaltes Getränk und ein sehr weiches Sofa und natürlich eine wunderschöne Taylor, die dir anbietet dich zu setzen und du sinkst in das sehr weiche Sofa und nippst an deinem kalten Getränk, das natürlich auch sprudelt und kraulst die Katze. Und Taylor guckt dich nett an und fragst wo du denn jetzt herkommst und du murmelst was von 1,2,3 schwups. Du könntest ihr natürlich ein Armband anbieten, wenn du denn eins dabei hast und sonst kannst du sie vielleicht auch einfach fragen, wie man so erfolgreich wird und ob das eigentlich glücklich macht dieses erfolgreich sein und was man mit dieser Riesen Menge an Geld eigentlich so macht. Und wie schafft sie es eigentlich jeden Abend drei Stunden zu singen und zu tanzen und keinen Burn-Out zu bekommen, oder hat sie längst einen und muss einfach weitermachen? Du könntest sie fragen, wie es ist in einem Land zu leben, in der Waffen im Supermarkt zu kaufen sind und so viele sagen sie seien so gläubig und dann andere verurteilen und ausgrenzen? Ob sie so als Hero für Millionen eigentlich wirklich der Anti-Hero ist?
Vielleicht würde sie dir auf die eine oder andere Frage eine Antwort geben. Vielleicht würde sie genervt mit den großen Augen rollen, vielleicht würde sie dir ihr Herz ausschütten und alles offshaken (entschuldigt bitte, der musste sein). Doch dann hüpft die Katze vom Sofa und du hast dein Getränk getrunken und schon geht es wieder los:
1,2,3 - schwups bei… Angela Merkel.
Ihr Haus ist wohl etwas kleiner als das von Taylor Swift, aber der Gartenstuhl ist auch nicht ganz unbequem und aus der Küche riecht es nach Kartoffelsuppe. Frau Merkel sitzt dir gegenüber und fragt, ob es dir gut geht und ob sie dir irgendwie helfen kann. Du murmelst wieder was von 1,2,3 schwupp und Frau Merkel sagt das habe sie jetzt aber nicht so richtig verstanden, ob du nicht bitte etwas deutlicher sprechen könntest. Sofort setzt du dich etwas gerader hin und fühlst dich ein bisschen wie damals in der Deutschstunde bei Frau Mohr, die immer vorm Diktat Streckübungen gemacht hat.
Ein Diktat lässt Frau Merkel dich allerdings nicht schreiben, sondern schaut dich nur erwartungsvoll an. Also stellst du wieder deine Fragen, wie es so ist als Pfarrerstochter aufzuwachsen und als einzige Frau in wichtigen Männerrunden zu sitzen. Wie sehr es nervt, wenn immer alle deine Aussehen kommentieren und du einfach nur du sein willst. Welche Entscheidungen sie bereut und was sie so richtig gut gemacht hat in ihrem Leben und was sie jetzt eigentlich macht.
Vielleicht holt sie dann die Suppe oder einen Kaffee und erzählt von den wichtigen Männern, die sie getroffen hat und noch mehr von den wichtigen Frauen, von denen viel zu wenig erzählt wird. Von ihrem Glauben und warum sie ihn noch hat bei all dem Schlamassel auf der Welt. Vielleicht grinst sie aber auch nur ein wenig und stellt dir Fragen und dann ist die Suppe alle und der Wind weht durch die Uckermark und schon geht es wieder los.
1,2,3 - schwups bei… dem Papst.
Also ja, dem in Rom. Wahrscheinlich bräuchten wir hier heute Abend nicht mal drei Leute um dahin zukommen und nun bist du schon mal da.
Mitten im Vatikan und mitten beim Papst. Der schaut dich an und schaut vielleicht etwas verdutzt, das sieht interessant aus, so guckt er sonst nie. Er sagt nichts, er schaut dich nur an und du weißt jetzt auch nicht. Was macht man so plötzlich beim Papst? Niederknien, Hand küssen, Ring küssen (hat der überhaupt einen?), Beten, Singen, Tanzen, Weglaufen? Letzteres wäre wohl nicht so höflich und ob der Papst wohl gerne tanzt?
Also bleibst du doch lieber bei deinen Fragen, auch wenn du eher keine Antwort erwartest. Es gibt hier leider auch grad nichts zu trinken und ob du dich hier hinsetzen darfst weißt du auch nicht so wirklich. Du stehst und fragst. Alles, was dir auf der Seele liegt und du dich schon immer gefragt hast.
Ob er gerne Papst ist und was ihn daran vielleicht auch stört, ob er auf spanisch oder auf italienisch träumt, ob der weiße Rauch eigentlich einen Rauchmelder alarmieren würde und ob er gerne Füße wäscht oder lieber Fußnägel lackieren würde und wenn ja in Kardinal lila oder Papst weiß.
Ob er eigentlich wirklich seine Aussagen selber trifft, oder ob ihm gesagt wird, was er sagen soll und je nachdem ob er das ernst meint, dass Frauen nicht über ihren eigenen Körper bestimmen sollen dürfen und ob Frauen wirklich nicht Nachfolger Jesu sein dürfen, und warum überhaupt in aller Welt und Himmel Männer mehr Rechte haben in seiner Kirche als Frauen und wo wir schon mal dabei sind: warum eine Liebe schlechter sein soll als eine andere?
Und vielleicht war das jetzt auch ein bisschen zu viel und die Schweizer Garde kommt und nimmt dich mit und du zählst lieber wieder ganz schnell.
1,2,3 - schwups bei Gott.
Hoppala, wie konnte das denn jetzt passieren? Also der Weg vom Papst zu Gott sollte doch nicht drei Menschen brauchen. Da ist wohl irgendwas schief gelaufen oder vielleicht auch nicht, ist ja auch egal, jetzt bist du hier und Gott ist auch da und das ist krass.
Erzählen ja immer alle, dass Gott immer da ist, aber so da wie jetzt, das ist ne andere Hausnummer, also mindestens eine im dreistelligen Bereich.
Gott ist da und du auch.
Ja. Und wenn du schon beim Papst nicht wusstest, was du machen sollst, was machst du dann erst bei Gott? Niederknien, Hand küssen, Ring küssen (hat Gott überhaupt einen?), Beten, Singen, Tanzen, Weglaufen?
Du machst nichts davon.
Brauchst du auch nicht.
Gott ist einfach da und du auch und es gibt deine Lieblingsschokolade und dein Kuscheltier von früher und es riecht nach dem Essen, das es immer an Weihnachten gibt. Du stellst einfach alle Fragen, die du auch schon den anderen gestellt hast und noch viel mehr. Warum der eine so früh stirbt und der andere so spät, warum in aller Welt Gott nicht einfach die Waffen abschaffen kann. Warum Kinder sexuelle Gewalt erleiden müssen und das auch noch so oft angeblich in Gottes Namen und warum nicht mal die, die an Gott glauben sich untereinander einig werden und ob Gott da nicht doch endlich mal was machen kann so von wegen Friede, Freude, Eierkuchen, am Besten mit Ahornsirup.
Da räuspert Gott sich, lächelt, zwinkert, winkt und zählt.
1,2,3 - schwups beim Löwenpudel.
So schnell kann es gehen. Keine Berühmtheiten mehr, nur wir hier heute Abend in Osnabrück.
Zack zurück.
Niemand kann jetzt mehr behaupten was ich mal gehört habe und was mein Papa steif und fest behauptet, würde nicht stimmen.
Es braucht nur drei Wegkreuzungen und schon bist du bei irgendeinem Menschen irgendwo auf der Welt, ihr habt es heute bewiesen.
Danke fürs Mitmachen und nunja, Fragen bleiben hab ich gehört, große und kleine, Hoffnung aber auch und vielleicht müssen es auch gar keine Taylor, Angela, kein Franziskus sein.
Vielleicht braucht es ja nur 3 Menschen hier und heute für den Hauch von Friede, Freude, Eierkuchen in der Luft, drei sind doch zumindest schon mal ein guter Anfang, wenn ich da jetzt Gottes Winken eben richtig verstanden habe als Wink mit dem göttlichen Zaunpfahl hierher. Also, wenn wir schon mal hier sind, zählt doch mal neben euch ab, Vielleicht reichen ja unsere Wegkreuzungen heute Abend schon für erste Antworten auf große und kleine Fragen und für Hoffnung und Tanzen und Ringe küssen, vielleicht reichen Urs aus Osnabrück und Nana aus München und Reinhard aus Bad Laer und du und du und du und wir einfach.
Also los, zählen wir alle zusammen für Friede, Freude, Eierkuchen mit Sahne und Ahornsirup:
1,2,3 - Schwups bei….
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